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Anthroposophie als Kosmologie.

Kann es überhaupt eine Schilderung der Kosmologie geben?
Kann irgendein Mensch etwas Aussagen über die Weltentwicklung vor dem jetzigen physischen Zustand? Kann es eine Kosmologie, eine Wissenschaft vom Werden der Weltentwicklung in einzelnen konkreten Gestaltungsetappen geben? Muss man nicht verrückt sein, sich darauf einzulassen?

Ist es nicht eine Form von Anthropomorphismus, wenn überhaupt geistige Wesenheiten in der Welt gesucht werden? Wird man dann nicht einfach nur die Verhältnisse die man innerlich beobachten kann, nach außen spiegeln und in die Welt hineinversetzen?

Gibt es nicht absolute Erkenntnisgrenzen der Naturwissenschaft? Erkenntnisgrenzen, die auch exakt formuliert worden sind.

Was hat die Liebe und die Liebe-Fähigkeit des Menschen mit den Grenzen der Naturwissenschaft zu tun?

Indem wir einen Menschen oder einen Gegenstand oder ein Weltgebiet lieben, bewegen wir uns nicht in klaren durchsichtigen Begriffen. Die Liebe entfaltet eine ganz andere Seite unserer Wesenheit. Ist die Liebe nicht auch in ganz anderer Art ein Erkenntnisorgan? Wenn wir aus naturwissenschaftlicher Gesinnung absolute Erkenntnisgrenzen formulieren, dann schränken wir den Menschen nur auf eine bestimmte Seite seiner Erkenntnis ein.

Es gibt aber auch eine Grenze des Erkennens nach innen. Diese Grenze will die Mystik durch das Hineinschauen in das Innere überwinden. Aber gerade in den dunklen Untergründen der Seele mischt sich dasjenige, was unbewusste Erinnerungen, Gefühl und Wille ist mit dem organischen Geschehen der menschlichen Organisation.

Das, was dadurch verloren gehen würde, ist die Erinnerungsfähigkeit. Denn die Erinnerung muss ein treuer Spiegel sein der Eindrücke. Die innere Grenze der Bewusstheit ist zugleich dieser Spiegel der Erinnerung, hinter dem es dunkel wird. Wir brauchen als Mensch ein regelmäßiges geordnetes Gedächtnis. Hätten wir Lücken in diesem Gedächtnis in unserem Leben, so verfallen wir in seelisch, krankhafte Zustände.

Daneben gibt es ein modernes Suchen nach der geistigen Welt, dass diese beiden Grenzen anerkennt und durch die Umwandlung der Bewusstseinsform sich erst geeignet macht zum Schauen der übersinnlichen Welten.

Es geht darum, dass Ichgefühl zu verstärken in der Hingabe an die Welt. Gewissermaßen die Liebefähigkeit auszubilden, in die Dinge hinein sich zu geben, sich hinein strömen zu lassen und dadurch das Selbst zu erweitern. Es wird hingewiesen auf „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“. Es ist nötig eine Art von Selbstsucht des gewöhnlichen Selbstgefühls, damit man den Egoismus kennt, kontrolliert und verwandelt in den Seelenkräften von Denken, Fühlen und Wollen. Kann man die Liebefähigkeit steigern, so kann man sich selbst in seiner Liebefähigkeit belauschen, gewissermaßen seine eigene Liebefähigkeit anschauen. 

Je mehr der Mensch sich hingeben kann an die Außenwelt, desto mehr lernt er sich selbst in seiner Seelenfähigkeit und seiner Geistestätigkeit kennen. In der Außenwelt findet der Mensch seine eigentliche Selbsterkenntnis.

Auf der anderen Seite kann der Mensch auch nach innen gehen und dort den Willen entwickeln, seine schlummernden Kräfte entwickeln, wie dies in „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“ geschildert wird. Dieser Wille kann so weit entwickelt werden, dass der ganze Mensch eine Art Sinnesorgan für das Geistige wird. Er wird innerlich durchsichtig, wie sonst nur das Auge durchsichtig ist. Das bedeutet aber auch, dass kein Funke des Egoismus mehr in ihm lebt. 

Was schauen wir durch dieses Wahrnehmungsorgan, das wir selber sind? Wir schauen in die geistige Seite unserer eigenen Organisation, in unsere Lunge, unser Herz und die anderen Organe. Die Geistigkeit der Außenwelt spiegelt sich in unserem Inneren.

Unser Organismus erscheint als eine aufgezeichnete Erinnerung aus dem Kosmos. Der Mensch in seiner Organisation ist ein Abbild der Weltenentwicklung, ein Abbild vergangenen Geschehens im Kosmos. Wir finden in unserer Erkenntnis den Menschen als Bildgedächtnis. Dazu braucht es Übungen der Erinnerungsfähigkeit, eine seelische Gesundheit, ein gesundes Erinnerungsvermögen und die Willensschulung. 

Die heutige Wissenschaft schaut auf den menschlichen Organismus so hin, als ob er ein materiell fester Gegenstand wäre. Dabei ist doch bekannt, dass wir zu über 90 % aus Wasser bestehen. Aber die Verhältnisse im Wasser und im menschlichen Organismus erst recht, sind andere, als die im Erdenelement. Auch die Luft außerhalb des Organismus ist anders, als der Sauerstoff der in uns wirkt. Wir bestehen aus zu geringem Teil aus fester Materie, sehr weitgehend aus Wasser, dazu in uns die Luft und letztendlich die Wärme, die alles durchzieht. 

Es entzieht sich aber gänzlich der äußeren Betrachtung das, was innerlich im Organismus tätig ist als Denken, Fühlen und Wollen. Die Wissenschaft findet keine Brücke von diesen Seelenbetätigungen zum Organismus. Dennoch wissen wir, dass das eine auf das andere wird. (Wir wissen auch, dass Gesundheit und Krankheit davon abhängig ist und kennen den Zusammenhang aus den somatischen Erkrankungen.)

In einer Verlebendigung und Verdichtung des Denkens wird aber eine Brücke gefunden zu dem Luftelement und dem Wärmeelement in uns.

Wenn wir zu einer Erkenntnis der menschlichen Organisation kommen wollen, dann müssen wir zunächst die Stufen der Materialität von Wasser, Luft und Feuer in den Organen verfolgen können. Dann entwickelt sich uns auch das Seelische, das vorgeburtlich am Leiblichen gewirkt hat.

(Das uns zunächst naheliegende Organ ist das Gehirn, das unsere Vorstellungen spiegelt. In dem Spiegel haben wir den ruhigen festen materiellen Untergrund. Was ist das bewegte Flüssige vor dem Spiegel, das Lufterfüllende und die Wärmeorganisationen, die zu unserem Denkorgan ätherisch gehören?)

Aus diesem Zugang zum Weltgedächtnis lassen sich frühere Welt-Entwicklungen beschreiben.
Es geht nicht um eine hypothetisch angenommene Weltentwicklungsidee, die konstruiert ist, sondern es geht um ein Lesen der inneren Organisation als Weltgedächtnis.

Alle Welt-Entstehungstheorien, ob es nun die Kant-Laplacesche Theorie ist, oder die Theorie vom Urknall, setzen bereits die Materie, deren Eigenschaften und die  Kräfte voraus. Woher aber kommt die Materie und woher kommen die Kräfte, die in eine Weltexpansion geraten sind?

Die Naturwissenschaft sieht die Entstehung der Welt aus einem Urnebel kommen und das Ende der Welt in einem Wärmetod. Man muss fragen, wer diesen Urnebel in Bewegung gebracht hat. Man möchte gerne alles mechanisch erklären, was sich aber als Unmöglichkeit erweist. Weil man die Brücke nicht findet zu dem, was vor der Materie war, oder was gleichzeitig mit dem Materiellen als geistig Wesenhaftes anwesend ist, meint man sagen zu dürfen, das gibt es nicht. Der Mensch selbst ist aber ein Beweis dafür, dass es, das Seelisch-Geistige existiert. 

Die Geisteswissenschaft oder Anthroposophie, kann aber mit Zuversicht auf diesen Wärmetod der Erde hinschauen, weil sie die Wärme von geistig seelischen Wesen belebt findet in dem Weltengedächtnis. Das ist Ergebnis des lebendigen Denkens in der Selbst- Erkenntnis. Sie kann hinschauen was geistig seelisch in den materiellen Prozessen der Welt sich auswirkt.