Die Steigerung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit zu Imagination, Inspiration und Intuition
Erster Teil
Dieser Vortrag beginnt mit einer Gegenüberstellung des Tagesbewusstseins zwischen Aufwachen und Einschlafen mit dem Schlafbewusstsein, indem auch der Traum sich abspielt. Unser Tagesbewusstsein wird beherrscht durch die Sinneserlebnisse und die daran anknüpfenden Gedanken und Vorstellungen und den Gefühlen. Der Gedanke und die Vorstellung repräsentieren die Außenwelt, die Gefühle die Innenwelt. Zu unserer Gesamtheit gehört auch noch der Wille, der aber nicht in gleicher Weise dem Tagesbewusstsein angehört. Er weist uns auf ein Gebiet des Unbewussten hin. In diesem unbewussten Gebiet verweilen wir im Schlafe. Da heraus taucht die Welt des Traums mit ihren Bildern auf. Der Schlafzustand geht in den Wachzustand dadurch über, dass wir den Willen einschalten, beziehungsweise uns in Bewegung bringen.
Während des Wachzustandes sind wir vorwiegend an die Sinne und das Denken hingegeben. Aber auch während des Schlafzustandes wirkt in gleicher Weise die Außenwelt auf unsere Sinne, mit einer gewissen Ausnahme des Sehsinnes. Ebenso wirkt die Außenwelt über den Nervenorganismus auch in unseren Gedankenorganismus hinein.
Zitat: „Auch wenn der physische Leib während des Schlafes im Bette liegt, hat er die gewöhnlichen Eindrücke durch die Sinne. Er hat auch die gewöhnlichen Erlebnisse, die uns beim Tagwachen als bewusste Vorstellungen auftreten. Geradeso, wie wir bei Nacht nichts wissen von den Sinneseindrücken und sie doch da sein können, so wissen wir nichts von unseren Gedanken; sie sind aber da.“
Das bedeutet, dass wir auch während des Schlafens fortwährend denken. Nur wissen wir nichts davon.
Der aufwachende Mensch
Die Träume können lange Episoden schildern, an deren Ende das Erwachen steht. Beim Erwachen kann man gelegentlich bemerken, dass die Ursache ein äußerer Anlass war, ein Geräusch, ein Regentropfen. Die Zeitverhältnisse zwischen dem Traum und dem Wachen sind völlig anderer Art.
Dasjenige, was der Traum als Inhalt in Bildern verpackt, könnte man auch im Wachen denken, dann aber in ganz anderer Art (Warum erzählt der Traum in solchen fantasievollen Bildern und dramatischen Inhalten?)
Im Tagesbewusstsein, im Wachzustand, haben wir die Sinneseindrücke, die wir mit dem Denken ordnen und beherrschen. Im Traumesbewusstsein haben wir Sinneseindrücke, die uns überfallen und die sich in uns in dramatischen, unlogischen Zusammenhängen und Inhalten ausleben. Das Wachbewusstsein entwickelt sich von innen nach außen, das Schlafbewusstsein, das Traumbewusstsein entwickelt sich von außen nach innen.
An dieser Stelle wird folgende Zeichnung im Buch gemacht.
Beim Träumen kommt man nicht an das Denken heran, es entwischt einem, deshalb bekommen wir keinen Zugriff und keine Ordnung in die Bilder. Wir leben im Träumen draußen und blicken herein in den Menschen. Umgekehrt im Tagesbewusstsein leben wir innen und blicken heraus aus dem Menschen.
Zitat: „Man ist also, wenn man wacht, da, und wenn man träumt, dort draußen (siehe Zeichnung).“
Die Konsequenz dieser seelisch-phänomenologischen Betrachtung ist: Wir müssen außerhalb des Leibes sein im Schlafe.
Der zweiter Teil
Ab Seite 59 oben.
Phänomenologie des Tagesbewusstseins
In dem Vorstellen und Denken sind wir im Wachzustand. Es kommt im Denken auf Bestimmtheit und Logik an. Im Fühlen aber leben wir in einem mehr unbestimmten, unlogischen Zustand, der durchaus verwandt ist mit dem Träumen. Das Fühlen ist mit der Kunst verwandt. Wir schaffen in der Kunst, ähnlich wie bei der Traumeswelt, nicht logische Vorstellungen, sondern Bilder der Fantasie.
Wenn wir zum Wollen übergehen, dann müssen wir uns sagen, dass es ganz im Unbewussten lebt. In Bezug auf das Wollen befinden wir uns auch am Tage in einem Schlafzustand. Wie sich aus dem Schlaf heraus der Traum offenbart, so steigt aus dem Wollen heraus das Fühlen auf.
Seite 61 und folgende
Zitat: „Wie aus dem Schlaf heraus die Träume sich offenbaren, so offenbart sich aus dem Willen heraus das Fühlen.“
Das Gefühl ist ein abgeschwächter Wille. Der Traum ist ein zurückgehaltener Schlaf.
An dieser Stelle wird ein Schaubild eingefügt: schlafen/wachen.
Zitat: „Sie bekommen also eine Anschauung von einem Wesen des Menschen, das drinnen und draußen sein kann in Bezug auf den Leib. Ist es außer dem Leibe, schläft es traumlos oder lässt die Träume aufsteigen; ist es in dem Leibe, will es oder fühlt es.“
Im Ätherleib erlebt das Denken, im Astralleib das Träumen oder Fühlen, im Ich das Schlafen oder Wollen.
Es folgt eine physiologische Betrachtung des Auges und Nervenapparates, in der unterschieden wird sinnliche Wahrnehmung, Erinnerung und Imagination.
Siehe Schaubild.
In der sinnlichen Wahrnehmung wirkt der Nerv bis in die Blutzirkulation hinein, er berührt sich damit, so dass wir die Außenwelt wahrnehmen. In der in Erinnerung kommt der Nerv nur bis an die Blutzirkulation heran, daher ist die Erinnerung schattenhaft. In der Imagination kommt etwas über die Nerven an das Blut heran, was nicht zuerst in der Außenwelt war.
Zitat: „Den Ätherleib begreift man durch die Imagination, den Astralleib begreift man durch die Inspiration, das Ich begreift man durch die Intuition.“