Zum Inhalt springen

Das Seelenleben des Menschen und seine Entwickelung zur Imagination, Inspiration und Intuition

Schlaf-, Traum- und Wachzustand

Die Betrachtung in diesem Vortrag möchte zeigen, dass die unbewussten Erlebnisse der Seele während des Schlafens für das Innere des Menschenwesens von ungeheure Bedeutung sind.
Die Zeit des Schlafes kennt drei unterschiedliche Stufen, der Tiefe unbewusste Schlaf, der Traum und das Erwachen.
Es wird der Unterschied betrachtet zwischen Sinneswahrnehmung und Traum im Bezug auf unseren Bewusstseinszustand:
Solange wir im Traum leben, halten wir ihn für die Wirklichkeit. Innerhalb des Traumes haben wir keine Notwendigkeit zu dem Erwachen, sondern wir sind diesem Geschehen ganz ausgeliefert. Aufwachen tun wir durch die naturgemäß Organisation unseres Organismus. Im Aufwachen erleben wir einen Ruck hin zu dem wachen Tagesbewusstsein, in dem wir aber nur wach in Bezug auf die Bilder, die Wahrnehmungen sind, in Bezug auf unsere Gefühle träumen wir weiterhin.
Im Traum erleben wir eine subjektive Perspektive, so dass die Größenverhältnisse äußerlich unrealistisch erscheinen, innerlich aber dem Gefühl entsprechen. Im Gefühlsleben haben wir ebenso eine subjektive Perspektive.
Unseren Willen aber verschlafen wir im Tagesbewusstsein. Wir wissen nicht wie der Gedanke, die Vorstellung in die Aktion unserer Gliedmassen untertaucht und diese in Bewegung setzt. Wir wissen nur von unseren Absichten, nicht von der Umsetzung im Körper.

Wie die Absichten und unsere Vorstellungen davon, entstehen, davon haben wir auch nur ein unbestimmtes Gefühl. Unsere Begriffe und Gedanken sind gewissermaßen zu laut, um die feinere Wahrnehmung der inneren Denktätigkeit zu aktivieren. In der Philosophie der Freiheit ist deshalb auf das reine Denken hingewiesen worden. Das Denken ist das unbeobachteten Element unseres Geistes Lebens. Für unsere innere Denktätigkeit schlafen oder Träumen wir während des Tages. Sowie der Traum sich in Bildern auslebt, so muss man auch dem Seeleninhalt Bildcharakter zuschreiben.
„Kann ich nun – so ist die Frage – in der selben Weise für das Seelen Leben aufwachen, wie ich für die Natur aufwache?“
Diese Frage wird positiv bejaht und auf das Buch „Wie erlangt man Erkenntnisse der hören Welten?“ verwiesen. Dort wird beschrieben, wie man sich auf einen überschaubaren Gedankeninhalt konzentrieren kann, den man sich von innen her selber gibt. Durch Meditation und Konzentration das Denken von innen anregen, damit man es erleben kann wie ein Seelenblut, wie einen zweiten Menschen der innerlich erfüllt wird. Was man erleben kann ist der Ätherleib, oder Bildekräfteleib, der in der Theosophie beschrieben wird.

Dieser zweite Mensch ist in fortwährend der Bewegung. Er ist nicht in einem Augenblick festzuhalten. Er ist nicht räumlich zu verstehen, sondern lebt sich in der Zeit aus. In ihm lebt der ganze Zeitverlauf unseres bisherigen Lebens, den wir als Tableau erleben können.
Wir können uns Zurückerinnern und hineinversetzen in die Zeit, wo wir als Kind in einem lebendigen Denken drinnen waren und die Gedanken noch nicht schattenhaft waren. Deses Denken erscheint als die Summe der Wachstumskräfte und Ernährungskräfte und so weiter. In dieser Weise kann man zur Imagination vor rücken. Aus dieser lebendigen Zeit des frühenkindlichen Entwicklungsstadiums bleibt etwas im Menschen zurück als imaginatives Denken.

Es wird noch einmal an den zweiten Vortrag angeknüpft, da nicht alle Zuhörer diesen gehört haben. Die Tafelzeichnung wird noch einmal wiedergegeben mit dem Nervensystem und Blutvorgängen im Auge.

Zitat: „Der Erinnerungseindruck besteht im wesentlichen darin, dass man mit der inneren Tätigkeit bloß bis zu den Nervenendigungen kommt; während man für die Sinneseindrücke die Nervenendigungen durchstößt und bis an die hauptsächlich durch das Blut bewirkten Vorgänge in den Sinnen vorrückt.“

Von vorne kommen die Sinneseindrücke. Sie gehen in den Menschen hinein, gehen in das Vergessen über, kehren sich in der Erinnerung um und kommen gewissermaßen von rückwärts in das Bewusstsein. Von rückwärts kommen auch die schöpferischen Kräfte in den Menschen hinein.
Diese schöpferischen Kräfte sind Wachstumskräfte, solange wir als Kind nicht denken gelernt haben. Zitat: „Für die äußere Sinneswelt denken lernen heißt: das Tor für die universelle weltenbildenden Gedankenkräfte zumachen.“
Durch Übungen der Konzentration und Meditation können wir dieses Tor für die Welt schöpferischen Kräfte wieder öffnen. Geschieht dies, so können wir uns uns als einen zweiten Menschen im Weltenäther erleben.

Es wird das tote Denken mit einem Spiegel verglichen, der die äußere Welt spiegelt. Das schöpferische Denken aber geht durch den Spiegel hindurch. Das imaginative Denken besteht darin, gewissermaßen hinter den Spiegel zu sehen. Da ist es des Menschen schöpferische Kraft. Dieses schöpferische Kraft ist aber universell. Wir schöpfen unsere Gedanken aus der universell ausgebreiteten Kräftestruktur der Welt.

Es ist eine Illusion, wenn man meint das Gehirn bringt die Gedanken hervor. So wie meine Spuren am Strand nicht vom Sand hervorgebracht werden sondern Abdrücke meiner Tätigkeit sind, so ist es auch beim Denken, dass seine Abdrücke im Gehirn hinterlässt.

So wie man das Gehirn gewissermaßen von der anderen Seite erfassen kann so kann man auch das Sprechen von hinten, d.h. von der anderen Seite erfassen. Dann erfasst man das, was man eine geistige Sprache nennen kann.
„Das ist der astralische Leib, in dem die Vorgänge der Inspiration sind, wo wir erfahren, was eigentlich in Wirklichkeit hinter unserem Gefühlsleben sitzt“

Zitat: „Wird man die weltschöpferischen Kräfte gewahr, wie man sonst Erinnerungen wahrnimmt, dann hat man imaginatives Wesen, dann erlebt man das Ätherwesen der Welt. Wird man gewahr hinter der Sprache dasjenige, was nun nicht vom Kehlkopf nach vorne hinausgeht, sondern von der anderen Seite aus dem Universum, aus dem Kosmos hereinspricht, aber an dem Kehlkopf verstummt, dann wird man durch Inspiration eine weitere Welt gewahr, der wir mit unserem dritten menschlichen Organismus, mit dem astralischen Leibe angehören.“