Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?
- Teil ab Seite 24 oben.
Lebendiges Denken und Imagination
Die inneren Übungen des lebendigen Denkens zur Imagination müssen mit derselben nüchternen Sachlichkeit ausgeführt werden, mit der man mathematische und geometrische Probleme löst. Die Wärme und der Enthusiasmus kommen durch dasjenige, was man dann erlebt. Die Methode aber muss nüchtern und sachlich wie bei einem mathematischen Problem sein.
Die erste Stufe der Entwicklung besteht darinen, sich ein Denken anzuerziehen, dass aktiv gestaltet wird und in diesem aktiven Denken das Leben, den ätherischen Menschen zu entdecken. Aus diesem Leben des Denkens entstehen moralisch bildhafte Momente des gesamten bisherigen Lebens als Imagination.
Schweigen und vollständig leeres Bewusstsein
Die weitere Entwicklung besteht darin diese Bilder aus zu löschen. Es ist schon verhältnismäßig schwer normale Vorstellungen aus zu löschen. Viel schwieriger ist es Imaginationen zum Schweigen zu bringen, weil sie viel tiefer mit dem ich verbunden sind. Diese Stufe wird hier genannt das innere Schweigen der Men- schen Seele. Es führt zu einem vollständig leeren Bewusstsein. In diesem leeren Bewusstsein fühlt sich die Seele der Welt entrückt. Die Seele kann in diesem Zustand so etwas wie eine innere Sprache der Welt vernehmen. Eine Sprache in die man sich erst hinein gewöhnen muss, weil sie völlig anders ist, als dasjenige was wir kennen. Die Seele muss diese Sprache, diese Erlebnisse schildern lernen mit den Erlebnissen, die sie aus den Sinneserfahrungen kennt. Es ist ein Übersetzungsvorgang aus geistigen Erlebnissen in Ausdrücke der sinnlichen Sprache.
Ist man soweit gekommen, die vollständige Ruhe, das innere Schweigen der Seele, herzustellen und die Imagination auszulöschen, so kann man auch das Ergebnis des lebendigen Denkens, dass Lebenstableau, auslöschen. Das führt zu einem erleben des vorirdischen Daseins, in dem man in einer geistigen Welt war vor der Empfängnis und Geburt.